Interview mit der Psychologin Silvia Bonakdarian zu ihrer Erfahrung mit dem Crash-Kurs zum Digitalpädagogen
Im Rahmen der Einrichtung neuer Hilfeformen und des Angebotes „Tagesgruppe 2.0“ wurde für die Fachkräfte, Leitung und Psychologen der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim eine Fortbildung durchgeführt. Im neuen Hilfeangebot sollen die Fachkräfte zukünftig auch methodische und medienpädagogische Arbeit durchführen. Mit der Ausbildung zum Digitalpädagogen erhalten Fachkräfte eine zertifizierte Weiterbildung, die sie auf diese Aufgabe vorbereiten soll.
Um die Mitarbeiter bereits kurzfristig und vorab zu schulen, erhielten die Fachkräfte einen fünftägigen Crash-Kurs. Teilnehmerin war u. a. auch die Psychologin Frau Silvia Bonakdarian, die ebenfalls beim neuen Tagesgruppen-Angebot mitarbeiten wird.
Silvia Bonakdarian ist Diplom-Psychologin und arbeitet im psychologischen Dienst der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim. Zu ihren Aufgaben gehören: Psychodiagnostik, Psychologische Berichte, Fallorientierte Elternarbeit, Eingangs- und Prozessdiagnostik im Rahmen der systematischen Erziehungs- und Maßnahmenplanung, Psychologische Einzelgespräche, Fallberatung, Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter/-innen, Schnittstellenarbeit mit Kinder- und Jugendpsychiatern/-innen, d. h. enger fachlicher Austausch, Übersetzungsleistungen in beide Richtungen und konsiliarische Fallbearbeitung. In ihren Aufgabengebieten bringt sie mehr als 20 Jahre Berufserfahrung mit.
Wir haben Frau Bonakdarian zu ihren Erfahrungen mit dem Crash-Kurs in einem Interview befragt:
Was waren Ihre Erwartungen an die Fortbildung?
Mir war es wichtig, besser zu verstehen, was in der Medienwelt aktuell passiert und eine Idee zu erhalten, was Fachkräfte tun müssen, um Kinder und Jugendliche heute dabei professionell zu begleiten.
Was war neu an den Inhalten?
Für mich waren viele Inhalte und auch Erkenntnisse neu. Neu deshalb, da die Inhalte sich auf die Medienpädagogik und -nutzung bezogen. Natürlich kannte ich schon Versatzstücke der theoretischen Inhalte, aber bezogen auf die Medienbildung beinhalteten diese auch viel Neues.
Aufgrund des hohen Neuigkeitsgehaltes und der geballten Informationen über fünf Tage war es eine sehr anstrengende Woche.
Was haben Sie aus der Schulung mitgenommen?
Ich habe für mich hauptsächlich mitgenommen, dass ich kontinuierlich an aktuellen „Medienthemen“ dran bleiben muss und will. Darüber hinaus habe ich mir vorgenommen, dass ich meine Kollegen motiviere, sich ebenfalls intensiv damit auseinanderzusetzen. Ich bin stolz, dass ich Teil dieser Einrichtung bin, die einen solch innovativen Weg geht.
Was sollte das nächste Mal anders sein?
Persönlich wünsche ich mir an einigen Stellen noch viel mehr konkrete Anleitungen, z. B. zu den Themen Profileinstellungen und Sicherheitsvorkehrungen beim Datenschutz. Wir Erwachsene benötigen Zeit, alles kennenzulernen, auszuprobieren und Methoden einzuüben.
Um Kinder und Jugendliche hierbei zu unterstützen, benötigen wir den Raum, einzuüben, wie die Mediennutzung in der Welt der Kinder und Jugendlichen funktioniert. Zum Beispiel muss ich selbst erst richtig verstehen, wie die Einstellungen bei den Social-Media-Anwendungen sein sollten, um Kinder und Jugendliche bei ihren persönlichen Sicherheitseinstellungen bezüglich Datenschutz beraten zu können. Da ich vieles persönlich nicht nutze, das wiederum für Kinder Alltag darstellt (z. B. die Nutzung von Instagram), benötige ich die Möglichkeit, die Apps auszuprobieren. Erst wenn ich digitale Medienanwendungen kennenlerne und handhaben kann, kann ich wiederum Kinder anleiten. Für mich war das sehr interessant, da auch die Nutzung selbst wieder neue Fragen aufwirft. Sobald ich mich aber mit den Inhalten richtig vertraut gemacht habe, ist es ein befriedigendes Gefühl zu wissen, dass ich Kinder und Jugendliche in meinem Alltag medienpädagogisch unterstützen kann.
Deshalb hätte ich gerne neben den Spiele-Übungen, die wir durchgeführt haben, noch mehr Übungsraum für andere Anwendungen erhalten. Darüber hinaus wünsche ich mir online Unterstützung wie z. B. durch E-Learning, in dem ich z. B. die wichtigsten Sicherheitseinstellungen immer wieder nachschauen kann.
Ich bin überzeugt, dass die eigene Auseinandersetzung mit den digitalen Medien und der Erwerb praktischer Kompetenzen bei digitalen Anwendungen nicht nur mich, sondern auch andere motiviert, sich mit den Entwicklungen weiter auseinanderzusetzen.
Was war besonders gut an der Schulung?
Es hat mir viel Spaß gemacht, an dem ausgesprochen guten Wissen der Dozenten zu partizipieren. Am meisten Spaß hatte ich am praktischen Teil.
Wie war die gesamte Woche für Sie als Teilnehmerin?
Sehr anstrengend, belebend und total spannend. Sehr inspirierend fand ich im Kurs auch die Mischung der verschiedenen Berufsgruppen. Wir profitieren alle voneinander.
Was und wie setzen Sie das „Erlernte“ in Ihrem neuen Alltag um bzw. was planen Sie, umzusetzen?
Meine Erkenntnisse fließen in das Projekt bzw. Instrument Digital Care mit ein. Darüber hinaus motiviert mich der Kurs, nicht nur beruflich sondern auch im Privatleben „am Ball zu bleiben“. Mit meinen Erfahrungen möchte ich auch die anderen Kollegen im Evangelischen Axenfeldverbund motivieren, sich des Themas anzunehmen.