Kamera FAQ #2: Lichtstärke….warum wichtig?

Bei einem lichtstarken Objektiv fällt – zumindest, wenn man die größte Blende wählt – viel Licht auf den Sensor. Das hat z.B. den Vorteil, dass man bei normalem Tageslicht sehr kurze Belichtungszeiten wählen kann, weswegen diese Objektive englisch auch als „fast lenses“ bezeichnet werden. Kurze Belichtungszeiten minimieren die Gefahr der Verwackelung – und bei bewegten Motiven, die Gefahr, dass Bewegungsunschärfe auftritt.

Was ist die Blende?

Blenden bestehen meist aus beweglichen Lamellen und steuern die Öffnung des Objektivs sowohl in Bezug auf Zeit als auch auf Größe der Öffnung. Je mehr Lamellen das Objektiv hier nutzt, um so runder wird die Öffnung, was manche Menschen schätzen, weil es ein schöneres Bokeh (japanisch für den unscharfen Bereich im Foto) zaubern soll, aber dazu in einem anderen Artikel. Manchmal sieht man auf Fotos Blendeflecken. Sind sie sechseckig, dann hat das Objektiv 6 Lamellen.

Lensbaby mit Blendenringen von 1,4 – 11

Das Lensbaby ist ein Objektiv, bei dem ganz viel per Hand eingestellt werden muss – was manchmal in der hoch technisierten Fotografenwelt sehr reizvoll ist. Bei meinem Lensbaby Composer, z.B. gibt es Optiken, bei denen ich die Blende in Form von Kunststoffringen mit der Hand austauschen muss.

Wer sich nicht mit den physikalischen Hintergründen befassen möchte, stolpert vielleicht darüber, dass die größte Blende mit der kleinsten Blendenzahl bezeichnet wird. Kindern und Jugendlichen zeige ich daher gern einfach diese Blendenringe. Weniger Paradox wirkt der Merksatz: Kleine Blendezahl bedeutet kleine Schärfentiefe.

Ein weiteres Plus besteht darin, dass die Linse das vorhandene Licht gut ausnutzt, ein großer Vorteil in Innenräumen oder wenn es einfach nicht mehr so hell ist. Dann können Sie den Blitz öfter zuhause lassen und auch dort fotografieren, wo blitzen verboten ist, z.B. in vielen Museen.

40mm, f 2,8 1/50 sec

24mm, f 1,4, 1/60 sec

 

 

 

 

 

40mm, f 2,8, 1/200sec mit Blitz

Vorsicht: viele Objektive werben damit, dass sie lichtstark seien, aber im Internet z.B. in Objektivtests können Sie herausfinden, ob der Autofokus auch bei offener Linse gut genug funktioniert. Enttäuschend ist es, wenn man sich aufgrund einer guten Lichtstärke für ein recht teures Objektiv entschieden hat und dann feststellt, dass man das Objektiv eigentlich erst ab Blende 4.0 nutzen mag, weil die Fotos sonst nicht richtig scharf sind.

Wann ist ein Objektiv lichtstark?

Die Beurteilung der Lichtstärke erfordert es, dass man die Brennweite mit in die Betrachtung einbezieht.  Je kürzer die Brennweite, um so leichter fällt es den Konstrukteuren Lichtstärke zu erreichen, denn der Tubus ist viel kürzer. Im Bereich der Weitwinkel- und Normalobjektive liegt für mich die Grenze bei 1:2,8. Das hat viel damit zu tun, dass mir in der Regel bei diesen Brennweiten das Bokeh ab Blende 2,8 nicht mehr gefällt. In diesem Brennweitenbereich sind Objektive mit z.B.1:1,8 auch mittelpreisig zu bekommen. Für ein lichtstarkes Tele hat der ein oder andere Fotograf schon mal sein Auto verkaufen müssen. Lichtstärke geht bei Objektiven meist auch mit großem Durchmesser und größerem Gewicht einher. Lichtstarke Teleobjektive erfordern daher oft die Nutzung eines stabilen Stativs.

Ich persönlich liebe lichtstarke Objektive, weil sie mir mehr kreative Möglichkeiten eröffnen. Gleichzeitig erfordert es aber einige Sorgfalt und Übung, mit großen Blenden korrekt zu fokussieren. Ein Umstand, den eine Ergotherapeutin mit der ich Fotoworkshops für Kinder durchgeführt habe, besonders gern genutzt hat. Darauf werde ich in einem Artikel zu „Schärfentiefe“ weiter eingehen. Wenn es Ihnen darum geht, in erster Linie Fotos zu Dokumentationszwecken zu machen, dann können Sie die Lichtstärke als Auswahlkriterium vernachlässigen. Denn dann geht es meist darum, eine Szene möglichst scharf abzubilden und unscharfe Bereiche im Foto klein zu halten.