Digitale Medien in der Kinder- und Jugendhilfe
Digitale Medien sind ein fester Bestandteil der Lebenswelten junger Menschen. 98 Prozent der 14- bis 24-Jährigen nutzen das Internet. Die große Mehrheit verfügt über ein Smartphone. Insbesondere soziale Netzwerke und mobile Technologien gewinnen bei der Gestaltung von Kommunikation, Freizeit und sozialen Beziehungen eine zunehmende Bedeutung.
Die Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums vom Juni 2016 mit dem Titel „Digitale Medien – Ambivalente Entwicklungen und neue Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe“ wirft den Blick auf die fortschreitende Digitalisierung und beschreibt die Anforderungen, die sich hierdurch für die Fachkräfte und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe ergeben. Die im Zuge von Big Data stattfindende Datenverwertung, die Reproduktion sozialer Ungleichheit im Netz, Datensicherheit, digitale Fallbearbeitung, aber auch der Wandel der Kommunikation zwischen Fachkräften sowie innerhalb von Institutionen, werden dabei als zentrale Herausforderungen für die pädagogische Arbeit benannt.
Gleichzeitig eröffnet die Vernetzung neue Chancen der Teilhabe an Information und Bildung sowie einer breiteren Beteiligung an Entscheidungsprozessen; insbesondere auch für benachteiligte Bevölkerungsgruppen.
Neben den Risiken und Potenzialen betont die Stellungnahme aber in erster Linie die Relevanz, die neue Medien für das Aufwachsen in der heutigen Gesellschaft besitzen. Im Netz machen Jugendliche Erfahrungen von Selbstwirksamkeit, können ihre eigenen Sichtweisen einbringen und finden Freiräume für Autonomie und Verselbstständigung. Insbesondere soziale Medien bilden einen wichtigen Rahmen, in dem Jugendliche ihre altersspezifischen Entwicklungsaufgaben bewältigen. Ein kompetenter Umgang mit Medien wird immer mehr zu einer wichtigen Voraussetzung, um am sozialen, kulturellen und politischen Leben teilzunehmen.
Link zur Stellungnahme: http://bundesjugendkuratorium.net/assets/pdf/press/Stellungnahme_DigitaleMedien.pdf
Digitale Medien für junge Geflüchtete
Für junge Geflüchtete besitzen digitale Medien eine entscheidende Bedeutung als Sozialisations- und Integrationsinstanz. Nach der Ankunft in Deutschland müssen die Jugendlichen sich in einem fremden Land mit einer fremden Sprache und Kultur zurechtfinden. Viele Jugendliche müssen dabei ihr bisheriges Identitätskonzept grundlegend überarbeiten und möglicherweise auch Werte und Fähigkeiten ausbilden, die in ihrer Heimat nicht akzeptiert sind. Um sich selbst im Kontext ihres neuen Umfelds wahrnehmen und akzeptieren zu können, ist es entscheidend, dass sie ihre neue Lebenswelt auch aktiv erleben können. Ein Zugang zum Netz ermöglicht die Orientierung und sichert diesen jungen Menschen ein gewisses Maß an Eigenständigkeit und Selbstbestimmung. Außerdem eröffnet der Netzzugang Räume, in denen die Jugendlichen neue Aspekte ihrer Identität erproben können. Digitale Medien bilden somit eine wichtige Verbindung zur Aufnahmegesellschaft.
Digitale Partizipation mit dem Portal „stadtgrenzenlos“
Mit dem Portal „stadtgrenzenlos“ werden neue Formen der digitalen Beteiligung erprobt. Die Zielsetzung besteht darin, Jugendlichen Zugänge zu ihrer Stadt, ihrer Kommune zu eröffnen und gleichzeitig Lösungen für die alltägliche Jugendhilfepraxis zu erarbeiten.
Auf dem 16.Deutschen Jugendhilfetag im März kommenden Jahres in Düsseldorf, wird die Ev. Jugendhilfe Godesheim mit dem Thema Digitale Partizipation vertreten sein und die Arbeit von „stadtgrenzenlos“ im Rahmen des Messeforums vorstellen. Ein Podium, besetzt mit Jugendlichen, Fachkräften und Experten, wird dabei konkrete Beispiele aus der Praxis und die Chancen und Risiken digitaler Beteiligung diskutieren. Begleitet wird die Diskussionsrunde von Prof. Dr. Nadja Kutscher, Mitverfasserin der Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums.