Daumen hoch. Daumen runter – Die Arbeit der Spieletestergruppe an der Playstation

Die Arbeit der Spieletestergruppe an der Playstation.

Seit Februar 2017 gibt es in einer Einrichtung der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim eine so genannte Spieletestergruppe. Die Gruppe nennt sich „HeroGamer“ und besteht aus drei gamingbegeisterten Jugendlichen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Die drei Jungs sind besonders an Action- und Rennspielen interessiert und testen gemeinsam unter medienpädagogischer Betreuung von Rene Reiners Spiele bis 12 Jahren auf der Playstation 4.

Der Start ist gut.
„Die Jugendlichen in meiner Wohngruppe interessieren sich natürlich für digitale Spiele. Ich habe mich gefragt, wie kann ich das Interesse aufgreifen und in medienpädagogisch sinnvolle Bahnen lenken,“ beschreibt Rene Reiners die Ausgangssituation.
Das Projekt läuft als Freizeitprojekt in Kooperation mit dem Spieleratgeber NRW. Aus deren Katalog wurden drei Spiele ausgewählt, die dann einen Monat lang getestet und bewertet werden. Die Wahl fiel auf drei Renn- und Actionspiele. Einmal in der Woche werden die Konsolenspiele gemeinsam getestet und diskutiert. „Ich habe den Fragenkatalog des Spieleratgebers für die drei Jungs überarbeitet und passend gemacht,“ erläutert Rene Reiners die Testarbeit. „Wir haben dann die Spiele nach den unterschiedlichsten Kriterien getestet und bewertet. Mein Part in der Gruppe ist immer eine Gratwanderung. Meine Intention ist es, die Kinder dahin zu bekommen, dass sie lernen zu differenzieren und nicht alles, was ihnen angeboten wird, einfach zu konsumieren. Auf der anderen Seite sollen sie möglichst unvoreingenommen die Spiele bewerten.“
So wird zum Beispiel durchaus kritisch über die Werbung im Spiel „Formel 1“ oder „FIFA“ diskutiert. Für die einen gehört sie dazu, da sie bei realen Formel 1-Rennen bzw. Fußballspielen ebenfalls dabei ist. Andere beginnen zu hinterfragen, wie die Werbung ihr Kaufverhalten beeinflusst.

Ein weiterer Kritikpunkt wird von den Testern ganz praktisch gesehen. Bei vielen Spielen auf der Playstation braucht man einen Account, um sie miteinander spielen zu können. Offline lassen sie sich nur nacheinander spielen. In der Wohngruppe ist aber das Internet nicht unbegrenzt verfügbar. So lassen sich oftmals Rennspiele nur eingeschränkt testen und werden plötzlich uninteressanter.

Die Gruppe vor dem Aus?!
Ein Grundproblem der Testergruppe ist die begrenzte Zeit, die die einzelnen Kinder und Jugendlichen in der Wohngruppe bleiben. So stehen die „HeroGamer“ nach fünf Monaten möglicherweise vor dem Aus, da zwei der drei Kinder die Einrichtung verlassen und einer seine Playstation 4 mitnimmt. Im Bestand der Gruppe gibt es nur veraltete „Spieletechnik“. Mit dieser alten Technik lassen sich viele Spiele des Spieleratgebers nicht testen. „Wir können dann nur in der Abteilung „Retro-Spiele“ weiter Spiele testen,“ skizziert Rene Reiners die Situation.

Wie geht es weiter?
Rene Reiners: „Ich plane jetzt eine Gruppe für die jüngeren Kinder auf der Ebene von „Nintendo Switch“. Hier haben wir einen größeren Pool an Technik, Spielen wie auch Spielern im Alter von 9 bis 10 Jahren.“
Vorstellen kann er sich auch eine Gruppe nur aus Mädchen, deren Spielverhalten und Spielvorlieben wiederum ganz anders sind.


10 Tipps für die Jugendhilfe im Umgang mit digitalen Spielen

Einrichtungen der Jugendhilfe nehmen eine wichtige Rolle im Leben vieler Heranwachsender ein. Hier kann ein Raum entstehen, in dem sie sich angenommen fühlen, mit Gleichgesinnten Zeit verbringen, erwachsenen Bezugspersonen von Erfahrungen berichten und darüber ergebnisoffen reflektieren können. Dazu gehören auch Erlebnisse in und mit digitalen Spielen. Zudem besteht ein kreativer Rahmen, in dem allerlei spannende Games-Projekte und kreative Erprobungsräume abseits von Lehrplänen initiiert werden können. Wo elterliche Sorge und Fürsorge fehlen, dort kann die Jugendarbeit reagieren, indem sie problematische Entwicklungen erkennt und thematisiert.

Hier zehn wichtige Tipps zum Umgang mit digitalen Spielen in der Jugendhilfe (https://www.spieleratgeber-nrw.de/10-Tipps-Jugendhilfe.4593.de.1.html)

1. Haltung zeigen. Ziel sollte es sein, gleichsam für Kinder, Jugendliche und Eltern ein ernst genommener Partner zu sein.

2. Spielen Sie mit.

3. Suchen Sie Anknüpfungspunkte für Aktionen, wie zum Beispiel die Spieletestergruppe.

4. Mitgebrachte Spiele sorgfältig prüfen.

5. Rechtliche Vorschriften unbedingt beachten.

6. Spiele ohne Alterskennzeichen beachten.

7. Auf vorhandene Ideen, wie bei Digitale-Spielwelten.de und andere, aufbauen.

8. Die „sichere“ LAN-Party in der eigenen Einrichtung

9. Eltern und Kollegen ins Boot holen.

10. Kompetente Partner, wie Medienberatung NRW und andere, suchen.

(aus www.spieleratgeber-nrw.de)