Digitale Medien: wie schon die Kleinsten mit neuen Medien kreativ gestalten

Die Kinder der Kita Abenteuerland erstellen ein Buch, ein Hörbuch und ein eBook
Bereits Kinder im Kindergartenalter werden im Alltag mit neuen Medien konfrontiert. Sie lernen z.B., dass diese im Familienalltag mit dazugehören. So nutzen die Eltern ihr Handy, ipad, Tablet sehr häufig am Tag, weshalb die Kleinen dies schon imitieren und häufig bereits ein ipad bedienen können.

Der Einsatz von neuen Medien in Kitas wird in Deutschland kontrovers diskutiert. In den nordischen Ländern wie z.B. Schweden und Norwegen werden neue Medien bereits ganz selbstverständlich in den Kindergarten-Alltag integriert.

In Deutschland wird das deutlich kritischer gehandhabt. Befürworter für digitale Medien verweisen auf exzellente Integration von digitalen Medien zur kreativen Arbeit und Gestaltung sowie Kopplungsmöglichkeiten mit analogen Erziehungsmethoden. So wird der Waldspaziergang mit Fotoaufnahmen der Pflanzen via ipad oder Handy verbunden. Zurück in der KiTa werden dann die Pflanzen näher bestimmt, ausgedruckt etc. Gegner sehen die Gefahr vor Reizüberflutung und zu hohem Konsum und raten zu rein analogen pädagogischen Methoden.

Die digitalen Medien gehören zum Alltag in allen Familien und es ist durchaus überlegenswert, diese pädagogisch und kreativ auch bei den Kleinsten – in der richtigen Dosierung – einzusetzen.

 

Wie ein spannendes Medienthema analog und digital in einer KITA umgesetzt wird

Die Kita Abenteuerland in Bonn Tannenbusch zählt zu den Glücklichen, die vom Bonner Bildungsfond unterstützt wird. So wurde ein Medienprojekt in der Kita möglich, dessen Kick-off-Phase Mitte März erfolgreich beendet wurde.

Was bisher geschah:

Wir machen ein Buch

In der ersten Woche trafen sich zwei Mitarbeiterinnen von FiBB e.V.  Tatiana Ron und Saadia Azzouh mit einer Gruppe von 8-9 Kindern im Alter von 3 – 6 Jahren. In 3 Doppelstunden wurde ein großes Buch erstellt. Da die Kita dieses Jahr 5 wird, war das Thema schnell gefunden: „Das ist unsere Kita“. Die Kinder stellen sich mit gemalten und gebastelten Porträts selber vor, malen ihre Lieblingsspielzeuge in der Kita, was sie am liebsten Essen u.v.m. So entsteht ein großes, buntes Buch.

 

Vom Buch zum Hörbuch

In der zweiten Woche wird das Buch zum Hörbuch. Spielerisch werden die Kinder vorbereitet, indem sie z.B. Geräusche aufnehmen und später erraten müssen. Dann sprechen sie selbst den Text zu ihrem großen Buch. Damit möglichst viele Kinder teilnehmen können, dürfen sich hier andere Kinder beteiligen. Schnell wird deutlich, dass es eine größere Herausforderung für sie ist, ins Mikrofon zu sprechen, als gedacht. Und deutlich wird, dass die meisten Kinder ihre Stimme noch nie so gehört haben. Dabei fremdeln sie nicht wie Erwachsene, die ihre Stimme vom Band meist nicht mögen, sondern sind einfach sehr stolz.

 

Vom Buch zum E-Book

In der dritten Woche benötigt die Erstellung des E-Books genauso lange wie die Hörbuchversion. Zunächst fotografieren die Kinder Details von Gegenständen aus der Kita. Die Anderen müssen raten, was abgebildet wurde. So konnten die Kinder schon mal üben, das Tablet lange genug stillzuhalten, damit die Fotos nicht verwackeln. Von den teilnehmenden Kindern hatte nur ein Kind Vorerfahrung mit Fotografieren. Auch die Handys der Eltern werden sonst zum Spielen genutzt, aber nicht, um selbst etwas zu erstellen. Die Kinder fotografieren gern mit dem Tablet. Spezielle Hüllen mit kindergerechten Griffen erleichtern den Kindern das hantieren und schützen die Tablets. Der Reiz entsteht für die Kinder daraus, dass sie mit Apps die Fotos direkt weiterbearbeiten können. Dann wurden die Seiten des Buches aus der ersten Woche abfotografiert, mit Texten in verschiedenen Sprachen versehen und in ein E-Book eingefügt. Das Schreiben haben die Kinder den Erwachsenen überlassen, aber alle anderen Arbeitsschritte konnten sie selber ausführen.

 

Viele Aufgaben, aber alles geschafft

Am Ende der dritten Woche konnten dann alle Teilnehmer die Ergebnisse der ganzen Kita vorführen.

Frau Glaser, Mitarbeiterin in der Kita, berichtet, wie beeindruckt sie davon war, wie lange sich die Kinder konzentriert hätten. „Richtig schön, dass zu sehen!“

FiBB e.V. und der Kita Abenteuerland ist wichtig, dass jeder mitmachen kann, barrierefrei, unabhängig von kulturellen Hintergründen und unterschiedlichen Bildungsständen. Das spiegelt sich auch in den verschiedenen Büchern wieder, unter dem Motto: Vielfalt sehen, Gemeinsamkeiten entdecken.

„Mit so jungen Kindern zu arbeiten war eine Herausforderung“, sagt Tatiana Ron von FiBB e.V.. In der Regel wendet sich dieser Workshop an Vorschulkinder und wird gemeinsam mit den Eltern durchgeführt. Der Bonner Bildungsfond legt Wert auf die Beteiligung jüngerer Kinder und das hat sich hier eindrucksvoll bewährt. An die Eltern wird auch gedacht. Zwei thematische Elterncafés führt FiBB e.V. durch, die sich mit Mediennutzung in den Familien befassen.

Kristina Ruscher, Leiterin der Kita zieht ihr Resumee:

Das Thema Medien kommt im Kita Alltag zu kurz. Dass soll sich mit dem Kick-off des Medienprojektes jetzt ändern. Medien finden im Alltag der Kinder ohnehin statt, z.B. wenn Eltern ihren Kindern das Handy in die Hand geben. Aber wir möchten, dass sie entdecken, dass die Geräte nicht nur zum Spielen oder Filme schauen, geeignet sind.

Es gab viele spannende Momente, z.B. dass die Kinder ihre Stimmen, durch die Aufnahme, anders entdeckt. Das Erlebnisspektrum der Kinder konnte erheblich erweitert werden. Wir haben Kindern einen Zugang zu etwas gegeben, den sie noch nicht hatten.

Das war ein sehr erfolgreicher Kick-off für das Medienprojekt. Weitergeführt wird es nun im Alltag. Die Tablets sollen in den Alltag eingebunden werden und immer neue Ideen entstehen, wie die Kinder sie nutzen können.