Interview mit JUUUPORT – Anonyme Beratung und praktische Online-Tipps von Jugendlichen für Jugendliche

Stellen Sie sich und Ihr Projekt kurz vor:

Mein Name ist Lennart Sörnsen, ich bin 28 Jahre alt und arbeite als Redakteur und Pressereferent für JUUUPORT ( https://www.juuuport.de ) . JUUUPORT ist eine Beratungsplattform für Jugendliche bei allen Fragen und Problemen rund ums Web. Die jungen Ratsuchenden melden sich anonym online und bekommen von anderen, ausgebildeten, Jugendlichen eine Antwort. Dabei geht es vor allem um Themen rund um Cybermobbing, Abzocke und das Recht am eigenen Bild. Das Angebot ist kostenlos.

Wie hat sich Ihr Projekt vom ersten Konzept bis heute verändert?

Das Konzept „Jugendliche helfen Jugendlichen“ hat sich bewährt und besteht im Kern nach wie vor. Seit dem Start 2010 ist das Projekt vor allem größer geworden. Durch den höheren Bekanntheitsgrad sind Nutzerzahlen und Anfragen stetig gestiegen und auch die Zahl der Jugendlichen, die sich ehrenamtlich für JUUUPORT engagieren, ist größer geworden. Seit Ende 2014 steht das Projekt JUUUPORT durch den Verein JUUUPORT e.V. auf eigenen Beinen.

Damit eine Online-Beratung wie JUUUPORT funktioniert, muss sie sich ständig sowohl den Nutzungsbedingungen der Jugendlichen als auch den technischen Entwicklungen anpassen. Deshalb haben wir unsere Webseite https://www.juuuport.de neu konzeptioniert und besonders für die mobile Nutzung optimiert.

Werden Sie in Zukunft weitere Sprachen aufnehmen?

Um weitere Sprachen in die Beratung aufzunehmen, müsste sich die Kapazität des Projekts erheblich vergrößern. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir dies nicht leisten.

Wie messen Sie „Erfolg“ in Ihrem Projekt, beziehungsweise wie definieren Sie Erfolg?

Offizielle Auszeichnungen wie der Deutscher Bildungsmedien-Preis digita (2014) und der klicksafe Preis für Sicherheit im Internet (2011) freuen uns natürlich und helfen dabei, das Projekt bekannter zu machen. Es bestärkt uns ebenfalls, wenn Schulen oder andere soziale Einrichtungen die Relevanz des Projekts betonen. Neben dem Angebot zur Beratung bei Problemen im Web, sensibilisieren die Scouts mit Vorträgen, Workshops und durch Interviews in den Medien für Phänomene wie Cybermobbing.

Am wichtigsten ist es für uns aber, dass die Ratsuchenden eine Antwort bekommen, die ihnen weiterhilft. Erfolgserlebnisse bilden deshalb vor allem Rückmeldungen von Anfragenden, die sich über die Antwort der Scouts gefreut haben und berichten, wie viel ihnen die Hilfe gebracht hat.

Welche technischen Hürden hat sie bei Ihrem Projekt zu meistern?

Damit das Projekt JUUUPORT erfolgreich sein kann, muss auf technischer Seite besonders die Webseite den Bedürfnissen der Jugendlichen entsprechen. Hier ist es uns wichtig, sowohl eine übersichtliche  Seite, auf der sich junge Menschen reibungslos zurechtfinden als auch die technischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Scouts die Fragen beantworten und sich gegenseitig abstimmen können. Die Webseite muss für alle Beteiligten so niedrigschwellig wie möglich sein. Wer sich bei JUUUPORT Hilfe holen möchte, benötigt lediglich ein Smartphone (oder einen Computer, ein Tablet) und einen Internetzugang.

Digitale Medien sind ein fester Bestandteil der Lebenswelten junger Menschen und spielen auch mit Blick auf Fragen gesellschaftlicher Teilhabe eine zunehmend wichtige Rolle. Welche Erkenntnisse haben Sie in Ihrer Projektarbeit in Bezug auf die Digitalisierung bei Jugendlichen gewonnen?

Uns fällt besonders auf, dass Jugendliche, die mit den digitalen Medien aufwachsen, viel weniger zwischen „online“ und „offline“ unterscheiden – soziale Plattformen wie Instagram und Snapchat sind für viele junge Menschen ein normaler Teil der Lebenswelt. Das mag für die älteren Generationen irritierend oder befremdlich wirken. Wir erleben aber, dass anders als „der Jugend“ oftmals vorgeworfen wird, ein großes Interesse an Themen wie Datenschutz und gesellschaftlicher Partizipation besteht.

Schwierig ist es für viele Jugendliche, die sich online noch nicht so gut auskennen, sich bei Erwachsenen Hilfe zu holen. Eltern und Lehrer wissen es oftmals selbst nicht viel besser und/oder haben keine Zeit, sich diesen Themen zu widmen. Damit Jugendliche zu mündigen Mediennutzern werden können, ist eine kritische, aber offene Auseinandersetzung mit dem Smartphone in der Schule und im Elternhaus zwingend notwendig.

Sprechen Sie mit Ihrem Projekt auch junge Geflüchtete an?

Das Projekt JUUUPORT spricht alle Jugendlichen an, die Hilfe bei Problemen im Web benötigen oder gerne anderen Menschen bei eben jenen Fragen zur Seite stehen möchte. Dementsprechend wenden wir uns mit unserem Projekt auch an junge Geflüchtete.

Digitale Medien sind auf der Flucht ganz wichtig, sind aber nach der Ankunft für Neuankömmlinge unersetzlich.  Was sind aus Ihrer Sicht die Informationen die verständlich abgebildet werden müssen? Welche Informationen sind aus Ihrer Sicht die Wichtigsten zum Integrieren?

Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, Hilfestellungen anzubieten. Also Beratungsstellen gut verständlich abzubilden, an denen sich die Neuankömmlinge wenden können, wenn Probleme auftauchen. Hierbei ist es uns besonders wichtig, die Informationen klar strukturiert und jugendaffin abzubilden und vor allem den Zugang zu unserer Beratung niedrigschwellig zu gestalten.

Wie setzen Sie digitale Teilhabe in Ihrem Projekt um?

Bei JUUUPORT engagieren sich sowohl Menschen mit Behinderung also auch Jugendliche mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln. Es ist uns ein großes Anliegen, auch mit Aktionen und Wettbewerben für ein respektvolles Miteinander im Web zu werben, bei dem ausnahmslos jede/r partizipieren kann. Dazu gehören z.B. Kampagnen wie „#LOVESPEECH – Für einen respektvollen Umgang im Web!“ im vergangenen Jahr, bei der Jugendliche in den sozialen Medien mit viel Humor ein Zeichen für einen positiven Umgang im Netz und gegen Hasskommentare („Hate Speech“) und Cybermobbing setzten.