Handbuch „Neu in Deutschland“

Unser Handbuch „Neu in Deutschland“ ist im Rahmen unseres Masterstudiums entstanden. Wir haben es gemeinsam mit jugendlichen Flüchtlingen während unseres Praxisprojekts „Gemeinsam Türen öffnen – Die Befähigung junger Flüchtlinge zur gesellschaftlichen Teilhabe durch (die Vermittlung von) Soft Skills“ erarbeitet. Dieses Projekt haben wir im Seminar „Planung und Evaluation“ (WS 2015/16) des Lehrstuhls für Erziehungshilfe und Soziale Arbeit an der Universität zu Köln unter Leitung von Prof. Dr. Philipp Walkenhorst konzipiert und anschließend durchgeführt. Zum damaligen Zeitpunkt waren wir Studentinnen des 1-Fach-Masters Rehabilitationswissenschaften mit den Schwerpunkten „Jugendhilfe und Soziale Arbeit“ sowie „Rehabilitation von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen“ an der Universität zu Köln.

Im Zeitraum November 2015 bis Januar 2016 haben wir das Projekt „Gemeinsam Türen öffnen“ in der Geschäftsstelle von Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V. in Bonn-Bad Godesberg mit freundlicher Unterstützung der damaligen Geschäftsstellenleitung Carmen Martínez Valdés realisiert. Wir haben innerhalb von sieben Sitzungen à zwei Stunden verschiedene alltagsnahe Inhalte gemeinsam mit jungen Flüchtlingen, die zu dem Zeitpunkt bei AsA e.V. betreut wurden, erarbeitet.

Die Ergebnisse der Projektsitzungen haben wir verschriftlicht und in Form des Handbuchs „Neu in Deutschland“ aufbereitet. Dieses soll zur Erstorientierung der jungen Flüchtlinge in Deutschland beitragen und stellt einen Gegenentwurf zu amtlichen Broschüren dar. Die Besonderheiten dieses Handbuches sind, dass im Gegensatz zu den amtlichen Broschüren alltägliche Themen einfach formuliert („Leichte Sprache“) sowie bildlich dargestellt werden. Diese Lücke ist uns bei der Planung des Praxisprojekts aufgefallen.

In den einzelnen Projektsitzungen haben wir auf Augenhöhe diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Wir haben die Flüchtlinge nach Tipps, Wünschen, positiven und negativen Erfahrungen sowie nach hilfreichen Sätzen gefragt. Auf die Partizipation der teilnehmenden Flüchtlinge am Projekt und am Handbuch haben wir großen Wert gelegt.

Die Diskussionsbeiträge der Flüchtlinge in den Projektsitzungen sind in Form von Zitaten, Tipps und Erfahrungen im Handbuch zu finden. Außerdem haben wir die Themenwünsche der Teilnehmer sowohl im Projekt als auch im Handbuch berücksichtigt. Bei unserem Projekt hatten die Flüchtlinge also die Möglichkeit, sich als selbstwirksam zu erleben, indem sie aktiv am Projekt und Handbuch partizipierten.

An das Projekt „Gemeinsam Türen öffnen“ schließt unsere Masterarbeit an. Im Rahmen dieser haben wir einen Willkommenstag zur Begrüßung von Flüchtlingen in sozialen Einrichtungen konzipiert sowie im Oktober 2016 bei AsA e.V. durchgeführt und evaluiert. Der Willkommenstag soll neben der feierlichen Begrüßung der Flüchtlinge einen Raum zur Überreichung und Erklärung des Handbuches „Neu in Deutschland“ bieten. Das Handbuch haben wir im Rahmen der Masterarbeit überarbeitet und ergänzt. Dabei haben wir die Ergebnisse unserer Evaluation des Projekts umgesetzt.

Sowohl von AsA e.V. als auch von Jugendlichen haben wir bisher (fast) ausschließlich positives Feedback zum (neuen) Handbuch erhalten. Auch einen „kleinen“ Willkommenstag haben die Mitarbeiter von AsA e.V. bereits durchgeführt. Es freut uns sehr zu hören, dass sowohl die pädagogischen Fachkräfte als auch die Jugendlichen von unserer Arbeit profitieren können.

Aus unseren Projekten haben wir gelernt, dass Flexibilität in der pädagogischen Zusammenarbeit mit jungen Flüchtlingen eine wichtige Eigenschaft ist. Vorher überlegte Pläne, Zeitmuster und Ziele dienen als Rahmen und können nicht immer vollkommen realisiert werden. Neben der Flexibilität ist auch die Bereitschaft und Motivation der Jugendlichen sehr wichtig für die Durchführung ähnlicher Projekte. Diese beeinflusst die Qualität des Erarbeiteten deutlich. Oftmals kann auch auf diese Weise auf Übersetzer verzichtet werden, da sich die jungen Flüchtlinge oft hilfsbereit zeigen und untereinander übersetzen.

Die Jugendlichen zeigten stets Interesse und Motivation für die Projekte. Im Nachhinein sind wir uns jedoch nicht ganz sicher, inwieweit sie den Zweck und die Wirkung der Projekte trotz vielfacher Erklärungen direkt nachvollziehen konnten. An den Projekten unbeteiligte Flüchtlinge zeigten sich hingegen vermehrt begeistert von dem Handbuch.